29
Dez
2015
2006-2019: Albrecht Broemme
Albrecht Broemme (* 21. Mai 1953 in Darmstadt) ist seit dem 16. Mai 2006 Präsident der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk. Davor war er als Landesbranddirektor der fünfzehnte Leiter der Berliner Feuerwehr.
Seinen Wehrersatzdienst absolvierte er beim Technischen Hilfswerk, dem er mit 17 Jahren beitrat. Er war von 1970 bis 1975 ehrenamtlicher Helfer im THW-Ortsverband Darmstadt.
Broemme studierte an der Technischen Universität Darmstadt Elektrotechnik und trat aus Begeisterung für das Feuerwehrwesen sehr früh der Freiwilligen Feuerwehr Darmstadt-Innenstadt bei.
1977 wurde er bei der Berliner Feuerwehr als Brandreferendar eingestellt, 1980 erfolgte die Ernennung zum Brandrat zur Anstellung.
1992 wurde Broemme Leiter der Berliner Feuerwehr, indem er als Nachfolger des pensionierten Wolfgang Scholz zum Landesbranddirektor (LBD), Besoldungsgruppe B5, ernannt wurde. Im Jahre 2006 scheidet er aus der Berliner Feuerwehr aus und übernimmt als Präsident die Leitung der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk.
„Er ist damit der erste Chef, der die Berliner Feuerwehr verlässt, um eine höherwertige Tätigkeit anzutreten“ (Quelle: Berliner Feuerwehr – Historie).
Broemme war Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren in der Bundesrepublik Deutschland sowie Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbandes.
Im Jahr 2002 erhielt Broemme für sein langjähriges Engagement in der Normungsarbeit die Beuth-Gedenkmünze vom Deutschen Institut für Normung (DIN).
Am 5. April 2006 wurde Albrecht Broemme durch Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble mit Wirkung vom 16. Mai 2006 zum Präsidenten der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk berufen und zudem 2016 Sonderbeauftragter der Bundesregierung zur Umsetzung der Erklärung der Europäischen Union mit der Türkei zu Migration
Als Mensch wie als THW-Präsident hat Albrecht Broemme sich stets für ein wertegeleitetes Handeln eingesetzt. Besonders deutlich wurde dies bei den Einsätzen des THW ab dem Jahr 2015 im Bereich der Hilfe für Geflüchtete im In- und Ausland. Mit einem klaren humanitären Profil setzte Albrecht Broemme sich auch darüber hinaus dafür ein, Haltung zu zeigen. Zwar besaß das THW schon vor seiner Amtszeit Leitsätze, Broemme ließ diese jedoch überarbeiten und setzte sich persönlich damit auseinander. Er machte sich stets gegen rechte Tendenzen stark und förderte Präventionsprogramme im THW.
Bei anderen Themen musste sich Albrecht Broemme gegen größere Widerstände durchsetzen. Während zu Beginn seiner Amtszeit der Sicherheits- und Gesundheitsschutz der THW-Angehörigen noch bei den THW-Ortsverbänden lag, holte Broemme diese Verantwortung ins Hauptamt. Auch wenn die strengeren Auflagen sicher einigen lästig erschienen, übernahm das THW damit mehr Verantwortung für die Gesundheit seiner Einsatzkräfte.
Dies wurde auch verstärkt in der Ausbildung, einem weiteren wichtigen Thema für Broemme, vermittelt. Auch der Aufbau eines weiteren THW-Ausbildungszentrums fällt in seine Amtszeit: „Ich freue mich sehr, dass wir das Ausbildungszentrum in Brandenburg an der Havel so schnell auf den Weg bringen konnten.“, sagte Albrecht Broemme.
Ein Stichwort, das immer wieder aufkommt, wenn es um Albrecht Broemme geht, ist sein Netzwerk. Mit seinen knapp 12.000 Outlook-Kontakten gilt er vielen als „Türöffner“ des THW. In den 13 Jahren seiner Amtszeit hat er das THW in der Politik, vielen Verbänden, Firmen, aber auch internationalen Partnerorganisationen beispielsweise durch seine Teilnahme an Veranstaltungen und Fachkongressen bekannter gemacht.
Dass das THW heute der zweitgrößte Forschungspartner des Bundesministeriums für Bildung und Forschung ist, ist auch diesen Kontakten zu verdanken. „Das THW hat ein enormes Potential, Entwicklungen mitzugestalten. Deshalb erschien es mir nur logisch, dass wir uns im Bereich der Sicherheitsforschung einbringen“, äußert sich Broemme dazu.
Die Kontakte ins politische Berlin haben besonders seit der Zeit der schwarzen Null auch finanziell vieles ermöglicht. Dazu gehören das Beschaffungsprogramm, das den Fuhrpark des THW modernisiert, und der Stellenzuwachs im Hauptamt.
In den Kontext dieser räumlichen Professionalisierung fällt auch der Aufbau des Zentrums für Auslandslogistik (ZAL) in Mainz, wo seit 2010 die Ausstattung für die Auslandseinsätze des THW zentral gelagert wird.
Außerdem wird mit dem Namen Broemme auch eine Vielzahl an Renovierungsarbeiten und Neubauten für die THW-Ortsverbände in Verbindung gebracht. Dafür ist jedoch in erster Linie die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) verantwortlich, deren Gründung eher zufällig in die Amtszeit Albrecht Broemmes fiel.
Es ist schwierig, 13 Jahre auf ihre Essenz zusammenzuschmelzen. Der von einigen THW-Ehrenamtlichen liebevoll „Broemmident“ genannte Präsident ist zudem kein Fan von zu vielen und möglicherweise zu großen Worten zum Abschied. Denn „je mehr Applaus man bekommt, umso schwerer fällt es, bei der Wahrheit zu bleiben“, wie Broemme in seiner durchaus selbstkritischen Abschiedsrede zitierte. Deshalb verzichtete er zugunsten persönlicher Gespräche auf viele Grußworte und verabschiedet er sich mit einem kurzen Video und ganz broemmisch knapp: „Und Tschüss.“
Ehrungen und Auszeichnungen
- Einsatzmedaille Fluthilfe 2002
- Hochwasser-Medaille des Landes Sachsen-Anhalt 2002
- Sächsischer Fluthelferorden 2002
- Elbeflut-Medaille des Landes Brandenburg (2002)
- Ehrenzeichen des Technischen Hilfswerkes in Silber
- THW-Helferzeichen in Gold mit Kranz
- Einsatzzeichen für Humanitäre Hilfe im Ausland
- Goldene Ehrennadel des Deutschen Feuerwehrverbandes e.V.
- Dankmedaille des Landes Mecklenburg-Vorpommern in Anerkennung des Einsatzes anlässlich des Weltwirtschaftsgipfels 2007 in Heiligendamm
- 2006: Deutsches Feuerwehr-Ehrenkreuz in Gold
- 2008: Offizierskreuz Pro Merito Melitensi des Souveränen Malteserordens
- 2017: Ehrenzeichen des Deutschen Roten Kreuzes in Silber
- 2019: Schleswig-Holsteinisches Feuerwehr-Ehrenkreuz in Gold
Kurz nach seiner Pensionierung – im März 2020 – wurde Albrecht Broemme von der Berliner Gesundheitssenatorin gebeten, federführend eine Notklinik für ein Covid-19-Krankenhaus errichten zu lassen.