Mrz

2020

Vor 50 Jahren – Brückenbau-Einsatz des THW in Tunesien

Zerstörte Infrastruktur nach Unwettern.

Überaus starke Niederschläge im September und Oktober 1969 hatten für das regenarme Tunesien unvorhergesehene und verheerende Wirkung. Hochwasser führende Bäche und Flüsse überspülten Häuser und Straßen, rissen Brücken fort und zerstörten Stromtrassen und Eisenbahnlinien.

Die Zahl der Toten lag bei über 300, rund 100.000 Menschen waren betroffen. 32 bedeutende Straßenbrücken und 12 Eisenbahnbrücken wurden unbenutzbar.

Hilfe durch die Bundesrepublik Deutschland

Neben anderen Ländern beteiligte sich auch Deutschland an Unterstützung und Wiederaufbau in Tunesien. Neben 10 Mio. Mark Sofort-Hilfe erging ein Auftrag des deutschen Außenministeriums ans THW sechs Straßenbrücken wiederherzustellen.

THW-Helfer bei der Vormontage von Brückenteilen

Nach der Lösung verschiedener logistischer Probleme, wurden Bailey-Brückenbauausstattung, sieben THW-LKW, unterschiedliche Geräte und Werkzeuge mit zwei Frachtern auf dem Seeweg von Bremen nach Tunis transportiert. Fragen warfen unter anderem die Verzollung und der Materialtransport vor Ort auf.

Der Abflug des 67-köpfigen THW-Teams vom Flughafen Köln-Bonn erfolgte am 29. Dezember 1969. Die Einsatzleitung hatte die THW-Leitung dem Landesbeauftragten für Niedersachsen, Dipl.-Ing. Rolf Schneider, übertragen. Das Team selbst setzte sich aus Helfern aus den Landesverbänden Baden-Württemberg, Niedersachsen, dem Saarland und Schleswig-Holstein zusammen.

Das Einsatzteam des THW wurde von 15 tunesischen Fachleuten begleitet, die von den THW-Helfern in den Aufbau und die Systematik der Bailey-Brücken eingewiesen wurden.

Bau einer Bailey-Brücke über den Qued Kebir

Der Einsatzraum des THW lag rund zwei bis drei Autostunden südwestlich von Tunis, zwischen Kairouan, Le Kef und Pont du Fahs.

Sechs Einsatzorte in Tunesien

Vor Ort mussten die Helfer zunächst lernen mit den arabischen Gepflogenheiten und den allgemeinen Problemen in Tunesien vertraut zu werden.

Im Einsatzraum Le Kef stand man vor dem Problem, dass lediglich der örtliche Gendarmerie-Kommandant französisch sprach. Telefone gab es nur im Landratsamt, dem Krankenhaus, der Polizeistation und dem Posten der Nationalgarde. Jedoch funktionierten diese allesamt auch nur zeitweise.

fast fertige Bailey-Brücke über den Qued Amir

Auch der Materialtransport lief nicht immer reibungslos. Einem der vor Ort angeworbenen, tunesischen Fahrer erschien die Beladung seines Tiefladers durch die THW-Helfer zu unsicher und zu hoch. Nach langen Diskussionen erklärte er sich bereit zu fahren, doch bis dahin hatte sich einer der Reifen des LKW verabschiedet und musste händisch gewechselt werden. Letzten Endes hatte sich der Abmarsch des Konvoi um sieben Stunden verzögert.

Insgesamt war die tunesische Bevölkerung jedoch dankbar für die Hilfe aus Deutschland. In Ponts du Fahs beispielsweise veranstaltete der Gouverneur ein Festessen nach dem die Brücke fertiggestellt war.

Tunesier im Umgang mit dem Greifzug unter Anleitung eines THW-Helfers

Mit einem Hanomag MLW wird die Belastungsprobe an einer Brücke durchgeführt

Rückkehr nach Deutschland

Der Einsatz des THW endete am 04. Februar 1970, die Rückkehr der Helfer nach Deutschland erfolgte am 06. Februar 1970. Das Team landete auf dem Flughafen Köln-Bonn und wurde dort vom parlamentarischen Staatssekretär des BMI empfange.

Am Abend des 06. Februar 1970 lobte der Präsident des BzB, Dr. Kolb, den Einsatz der THW-Helfer. Besonders herauszuheben war dieser Einsatz nicht nur, weil es sich um den bis dahin größten Auslandseinsatz handelte, sondern auch da es der erste große Einsatz des THW außerhalb Europas war.

Die Rückkehr der Fahrzeuge und Ausstattung erfolgte auf dem Landweg über Marseilles nach Saarbrücken. Hieran waren nochmals 20 Helfer beteiligt. Die Bailey-Brücken wurden in Tunesien belassen. Sie wurden dem tunesischen Staat von der Bundesrepublik Deutschland geschenkt.