Jun

2024

Sonderausstellung im Deutschen Feuerwehr-Museum zur Hochwasserkatastrophe 1953 in den Niederlanden und 1954 in Bayern

Mit historischen Fotos, Filmen, aber vor allem mit originalgetreu nachgestellten Szenen präsentiert die THW-historische Sammlung unter dem Dach der THW-Bundesvereinigung e.V. im Depot der Deutschen Feuerwehr-Museums eine beeindruckend-informative Sonderausstellung zu Einsätzen des noch jungen Technischen Hilfswerks (THW) Mitte der 1950er Jahre. Gegründet am 22. August 1950, meisterte die Organisation im Februar/März 1953 mit ihrem ersten Auslandseinsatz anlässlich der Hochwasserkatastrophe „de Ramp“ in den Niederlanden ihre erste große Bewährungsprobe. Diesem Startschuss zu THW-Auslandseinsätzen folgte eine weitere umfangreiche Hilfeleistung bei den gewaltigen Überschwemmungen in Bayern im Juli 1954.

„Holland in Not“

„Holland in Not“ hieß es, als die Niederlande von einer verheerenden Hochwasserkatastrophe in der Nacht vom 31. Januar zum 01. Februar 1953 getroffen wurde. Kurz nach der ersten Flut zerstörte eine noch viel schlimmere Sturmflut ein Fünftel des Landes. Auf fast 200 Kilometern brachen die Deiche. Als die ersten Meldungen über das Ausmaß der Katastrophe vorlagen, bot der damalige Direktor und Gründer des THW, Otto Lummitzsch, der holländischen Regierung seine Hilfe an. In den Abendstunden des 07. Februar 1953 brachen die ersten Katastrophen-Schnelltrupps aus Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein mit ihren Gerätschaftenn fast gleichzeitig von Koblenz und Lübeck zum ersten Auslandseinsatz in der Geschichte des THW auf. Es ging nach Holland auf die am stärksten betroffene Insel Schouwen-en-Duiveland.

Ein Einsatz, der teilweise nahezu Übermenschliches von den Helfern verlangte und über sechs Wochen dauerte. In rund 45.000 Einsatzstunden leisteten sie Hilfe in der Not, die sogar die niederländische Königin Juliana zu großem Dank bewegte.

„Hochflut im Alpenland“

Ein Jahr später kämpfte das junge THW gegen die „Hochflut im Alpenland“. Das Hochwasser in der ersten Hälfte des Juli 1954 gehört zu den bisher größten Hochwässern in Bayern, insbesondere aber für die Region am Unterlauf des Inn, für die bayerische Donau sowie für Isar, Vils und Rott in den Regierungsbezirken Ober- und Niederbayern. Die gesamte vom Hochwasser überschwemmte Fläche betrug rund 150.000 Hektar. Bei dem bis dahin größten Inlandseinsatz wurden in der Nacht vom 09. zum 10. Juli 1954 motorisierte Bereitschaftszüge aus Hamburg und Niedersachsen, aus Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, aus Hessen und Baden-Württemberg sowie von der Bundesschule Marienthal in Bewegung gesetzt. Sie retteten Hunderte von Menschen aus abgeschnittenen oder überfluteten Häusern und halfen bei der Evakuierung von Menschen aus Höfen, Dörfern und ganzen Stattteilen. Rund 3000 THW-Helfer aus 24 Ortsverbänden leisteten rund 95.000 Arbeitsstunden im Dienst am Nächsten.

Zudem zeigt die Sonderausstellung aktuelle Fotos im Kontext „THW einst und heute im Hochwassereinsatz“ mit den Themen „Das Jahrhunderthochwasser“ im Ahrtal, in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen 2021 sowie das Sturmtief „Zoltan“ mit Überschwemmungen 2023/2024.

Grund genug für Bernd Müller-Strauß, der zusammen mit Andreas Hartmann für die THW-historische Sammlung die Exposition konzipierte und kuratierte, die Sonderausstellung als Ausdruck des ehrenamtlichen Engagements des THW zu würdigen – gemäß dem Slogan „Museum trifft Ehrenamt“. Mit der Mischung von Historie in Bildern und szenarischer Darstellung, soll das Zusammenwirken von Mensch und Technik für jeden anschaulich nachvollziehbar werden.

Mensch und Technik machen Einsatz aus

Eine Ausstellungsidee, die während der Ausstellungseröffnung auch von anderen Ehrengästen gewürdigt wurde. So zeige die Schau die Anfänge des Engagements des THW und die Fähigkeit der ehrenamtlichen Helfer, mit unterschiedlichsten, zu Beginn noch eher rudimentären Mitteln Einsätze zu bewältigen, erklärte Rainer Mahn, stellvertretender Leiter der THW-historischen Sammlung. Eine Werbung und eine zugleich geeignete Informationsmöglichkeit auch für junge Menschen.

Denn das Wort „Katastrophe“ habe sich im Laufe der Geschichte stets gewandelt, erklärte Bernhard Lindner für den Magistrat der Stadt Fulda. Vor allem aber demonstriere es gerade heute, wie beim Hochwasser im Saarland, die brisante Aktualität des gemeinschaftlichen Engagements in der Bewältigung dieser. Denn trotz aller Technik sei diese nur durch den richtigen Gebrauch durch die Helfer von Nutzen, ergänze Museumsleiter Rolf Schamberger, der sich über die THW-Sonderausstellung in Fulda freute. Denn aus jedem Einsatz, wie im Ahrtal 2021, lernten die THW-Helfer für die Gegenwart im Saarland und für die Zukunft, betonte Patrick Wiedemann, Bundesjugendleiter der THW-Jugend. Dieses Wissen müsse stets dem Helfernachwuchs weitervermittelt werden. Dass dabei das THW ein starker Partner im Katastrophenschutz sei, würdigte abschließend der Bundestagsabgeordnete Michael Brand (CDU). Auf die Bundesanstalt sei bei Hochwasser oder Erdbeben Verlass. Daher begrüßte Brand es, dass das THW in Fulda und im bestehenden Deutschen Feuerwehr-Museum eine museale Heimat finde.

(v.l.n.r.) Ralf Weniger, Geschäftsführer der THW-Bundesvereinigung e.V., Patrick Wiedemann, Bundesjugendleiter der THW-Jugend, Bernhard Lindner, Magistratsmitglied von Fulda, Bernd Müller-Strauß und Andreas Hartmann (die beiden Kuratoren der Sonderausstellung) und Rainer Mahn, stellvertretender Leiter der THW-historischen Sammlung

Zuständig für die Fotos Lisa Maria Klinkert, THW-BV / THWhS.