Dez

2014

Thomas Wiedemann: Tsunami 2004 – SEEWA-Einsatz in Sri Lanka

Einsatzbericht zum THW-Auslandseinsatz Tsunami 2004 in Sri Lanka von Thomas Wiedemann, Logistiker SEEWA Süd

(Logistik-Einsatz vom 28.12.2004 – 13.01.2005)


Sonntag, 26.12.2004

In Funk und Fernsehen wird aus dem asiatischen Raum von einem Seebeben mit einer Stärke von 8.9 auf der Richter Skala berichtet. Durch dieses Beben wurde ein Tsunami ausgelöst, der insgesamt fünf Länder verwüstet. Viele Menschen sind durch diesen Tsunami ums Leben gekommen. Eine genaue Anzahl steht nicht fest. Auch wird sofort über Trinkwasserprobleme berichtet.

Zerstörungen an der Küste Sri Lanka

Zerstörungen an der Küste Sri Lanka

Zerstörte Häuser in Sri Lanka

Zerstörte Häuser in Sri Lanka

Montag, 27.12.2004

Thomas Schröter meldet sich kurz per Telefon bei mir. Die SEEWA (Schnell-Einsatz-Einheit-Wasser-Ausland) hat einen Einsatzauftrag erhalten. Er soll als Logistiker mit und ist im Begriff, seine Koffer zu packen. Es soll ein Neuner-Team in den Einsatz entsandt werden. Vermutliches Einsatzziel wird Sri Lanka sein. Er steht in ständigem Kontakt mit Frieder Walz, dem SEEWA-Geschäftsführer aus Biberach/Riß.

SEEWA vor der Abreise am Flughafen Frankfurt am Main

SEEWA vor der Abreise am Flughafen Frankfurt am Main

Am Nachmittag machen wir uns auf den Weg in Richtung Frankfurt Flughafen. Nach 1 ½ Stunden Fahrt erhalten wir neue Informationen. Der Flug ist auf den morgigen Tag verschoben. Treff- und Sammelpunkt ist nun der THW-Ortsverband Rüsselsheim. Vor dort aus wird die Einsatzmannschaft durch die SEEBA-Lift versorgt und weiter begleitet. In Rüsselsheim erfahren wir, dass noch eine weitere Trinkwasseraufbereitungsanlage (TWAA) mit ins Einsatzgebiet verlegt werden soll. Außerdem wird noch Material zur Brunnenrehabilitation angeliefert. Zusätzlich kommen hier noch zwei ehrenamtliche Helfer zur Unterstützung hinzu.

Dienstag, 28.12.2004

Gegen 08.32 Uhr meldet sich Reinhard Felger vom THW-Landesverband Baden-Württemberg und teilt mit, dass er meinen Namen soeben der THW-Leitung in Bonn mitgeteilt habe. Für den Einsatz in Sri Lanka wird noch ein Logistiker gesucht, der die Koordination am Flughafen und in Colombo übernimmt. Alle weiteren Informationen sollen direkt von der THW-Leitung an mich übermittelt werden.

Um 12.30 Uhr meldet sich Frank Loosen, THW-Leitung Bonn, und teilt mir den Einsatzauftrag für den THW-Auslandseinsatz Sri Lanka mit. Ich solle auf dem schnellsten Wege nach Rüsselsheim verlegen, die Maschine wird noch heute Abend Deutschland in Richtung Sri Lanka verlassen.

Jörg Behling (Geschäftsführer Hamburg) und Florian Weber (THW-Leitung Bonn, Referat Öffentlichkeitsarbeit) waren mittlerweile auch in Frankfurt angekommen. Die beiden werden das Einsatzteam ebenfalls begleiten.

Gemäß meinem Einsatzauftrag sollte ich zusammen mit einem anderen Helfer die Anforderungen in Colombo regeln. Im Lehrsaal traf ich zum ersten Mal meinen Partner Matthias Hallekamp. Wir sprachen uns kurz ab und werteten den Einsatzauftrag des SEEWA-Teams aus, da unser Einsatzauftrag wohl verloren gegangen war.

Gegen 20:30 Uhr ging die Fahrt mit einem Flughafen-Bus zum Rollfeld los. Um 21.00 Uhr konnten wir in der BOING 767 Platz nehmen. Die Maschine war vollkommen leer. Außer unserem Team flogen noch drei Helfer der JUH und zwei weitere Helfer einer NGO mit. Begleitet wurden wir außerdem durch Vertreter verschiedener Presseorgane.

Transport nach Sri Lanka

Transport nach Sri Lanka

Mittwoch, 29.12.2004

Nach einem 9 ½ stündigen Flug landete die Maschine um 07:32 Uhr in Colombo. Während des Fluges fanden mehrere Gespräche mit den Pressevertretern statt. Hier muss wohl auch ein Interview aufgenommen worden sein, welches im Deutschen Fernsehen gezeigt worden ist. In Colombo war es mittlerweile Mittag geworden. Somit Zeitumstellung auf 12:32 Uhr. Während wir noch im Flugzeug saßen, wurde bereits das Gepäck aus den Ladekammern entladen. Durch die Fenster konnten wir Teile der Ladung ausmachen, welche in Flugzeugcontainer verladen wurden. In einem Flughafenbus wurden wir zum Flughafengebäude gefahren. Im Eingangsbereich wurde das Team durch Werner Stumpf (ihn kannte ich bereits von meinem letzten Einsatz in Nairobi), Peter Bytomski (Projektleiter Einsatz Indien) und Peter Görgen (Mitglied der SEEBA, Schnell-Einsatz-Einheit-Bergung-Ausland) empfangen.

Ankunft in Sri Lanka, Colombo Airport

Ankunft in Sri Lanka, Colombo Airport

Nachdem nun bis 16:30 Uhr immer noch kein Material aus dem Zoll gekommen war, machte ich mich selbst auf die Suche nach der Ausrüstung. Ohne Schwierigkeiten hatte ich Kontakt zu den Angestellten im Cargo Bereich aufgebaut. Nach einem kurzen Gespräch konnte ich mich frei im ganzen Cargo Bereich bewegen. Auf dem Freigelände fand ich mehrere Flugzeugpaletten mit unserem Material. Nun konnte die Entzollung beginnen. Die erforderlichen Papiere wie Airway-Bill und Ladeliste befanden sich schon bei den verantwortlichen Zollbeamten. Währenddessen organisierte ich den Transport des Materials in den Hallenbereich bzw. sprach mit dem Verladepersonal das weitere Vorgehen ab.

Verlastung der Ladung in einen angemieteten Container

Verlastung der Ladung in einen angemieteten Container

Werner Stumpf in der THW Ladung

Werner Stumpf in der THW-Ladung

Alles Material ist verladen

Alles Material ist verladen

Die gesamte Ladung, welche aus insgesamt 17 Flugcontainern bestand, wurde ab 17:00 Uhr in die beiden angemieteten Container verladen. Um 17:30 Uhr machten sich Peter Bytomski, Peter Görgen, Matthias Hallekamp und ich mit einem Taxi auf den Weg zum Hotel. Nach über einer Stunde kamen wir im Hotel Galadari, no. 64 Lotus Road, Colombo 1, Sri Lanka an.

Donnerstag, 30.12.2004

Gestern Abend rief noch Jörg Behling an und teilte mit, dass das Gepäck dreier Helfer wohl nicht in Sri Lanka angekommen ist. So waren das Gepäck von Jörg Behling, Florian Weber und meines nicht auffindbar. Gegen 08:15 Uhr machten sich Matthias und ich wieder auf den Weg zum Flughafen, um dort nochmals nach dem Gepäck zu fahnden. Geplant war danach, nach Galle zu fahren, um das Gepäck an die Helfer übergeben zu können. Doch es sollte anders kommen. Mehrere Lagerstätten auf dem Flughafen konnten von uns in Augenschein genommen werden, jedoch auch hier konnten die drei Gepäckstücke nicht aufgefunden werden.

Airport Colombo

Airport Colombo

Gegen 11:30 Uhr machten wir uns wieder auf den Weg zurück zum Hotel. Gegen 13:15 Uhr erfuhren wir dort, dass das Gepäck wohl wieder oder immer noch in Deutschland sei.

Gegen 15:00 Uhr fuhren wir in die Stadt. Hier sollten noch Erhebungen zu notwendiger fehlender Ausrüstung ermittelt werden. Erst am Abend, gegen 18:30 Uhr, kehrten wir zum Hotel zurück.

Freitag, 31.12.2004 (Silvester)

Bereits um 08:40 Uhr machten wir uns auf den Weg zum Flughafen Colombo, um dort nach den verlorenen Gepäckstücken Ausschau zu halten. Nach mehr als einer Stunde Fahrt vom Hotel zum Flughafen konnten dort drei unterschiedliche Aufbewahrungsstellen in Augenschein genommen werden. Nachdem das Gepäck nicht aufgefunden werden konnte, wurde hier Rücksprache mit Bonn gehalten. Klaus Magdiziak (S 4 LuK THW-Leitung Bonn) will sich der Sache annehmen, ist jedoch im Moment bei der Geschäftsübergabe und will sich später wieder melden. Das Auffinden der verlorenen Gepäckstücke wird immer komplizierter, da weder die Flugnummer noch die Nummer der Airwaybill  bekannt sind.

Gegen 10:40 Uhr konnte Matthias telefonisch einen Vertreter der Condor Airline (Mr. Roshan) erreichen. Zu unserer Überraschung sprach dieser Vertreter der Airline ausgezeichnet deutsch. Um endlich den Verlust aktenkundig zu machen, wurden bei Lost  and  Found entsprechende Angaben gemacht. Nun kann auch auf offizieller Seite nach den Gepäckstücken „gefahndet“ werden.

Über den Tag haben sich aus Deutschland ein paar Neuigkeiten ergeben. Die Einsatzstrukturen wurden für diesen Einsatz mal wieder neu festgelegt, so dass wir gegen 20:45 Uhr zu einer Krisensitzung zusammenkamen.

Abendessen gegen 21:30 Uhr und gegen 00:00 Uhr Anstoßen mit Bier in der Hotel Lobby.

Happy New Year

Samstag, 01.01.2005 (Neujahr)

Gegen 09:45 Uhr fuhr ich mich mit Matthias und Peter in die Stadt. Um hier arbeiten zu können, benötigen wir ein Laptop, welches heute gekauft werden sollte. In der Stadt schauten wir uns mehrere Läden mit Hard- und Software an (Angebotseinholung) und kauften in der Stadtmitte ein Laptop samt Software und Zubehör.

Gegen 12:00 Uhr waren wir im Hotel zurück. Lunch gegen 13:00 Uhr und Einrichten des Laptops im Anschluss.

Gegen 15:30 Uhr machten wir uns auf den Weg zur Erkundung in Richtung Ostküste.

Das Erkundungsteam bildeten: Peter Görgen, Matthias Hallekamp, Thomas Wiedemann und Bettina Bühler der Caritas Schweiz. Auf Grund einer Auswertung von Karten war zwar ersichtlich, dass im Landesinnern eine Hügelkette ist, wie hoch diese jedoch tatsächlich ist, kann uns im Moment leider niemand sagen. Bekannt ist nur, dass über die Berge Lkw mit einer maximalen Tonnage von 5 t zugelassen sind.

Gegen 19:30 Uhr kamen wir in Kandy (der Name Kandy leitet sich von dem singhalesischen „Kanda uḍa raṭa“ ab, „Königreich auf dem Berg“). Ein älterer, noch heute im Volksmund benutzter Name ist „Maha Nuwara“ (große Stadt) [1]). Die Stadt an sich ist weltweit bekannt durch Aloe Vera-Anwendungen. Somit ist es ein Reiseziel für Touristen. Auf Grund der Ereignisse war das nicht allzu gute Hotel fast menschenleer.

[1]  Quelle: Wikipedia

Sonntag, 02.01.2005

Wir wollten heute noch ein Stück vorwärts kommen und machten uns nach einem Frühstück und dem Check Out gegen 08:20 Uhr auf die Weiterfahrt. Um 11:15 Uhr hielten wir in Mahinyangana an und tranken am Straßenrand eine Tasse Tee. Gegen 12:06 Uhr ging es weiter. Kurze Zeit später mussten wir einen erneuten unfreiwilligen Stopp einrichten. Ein Reifen am Pkw war beschädigt und musste in einer Werkstatt repariert werden.

Reifenreparatur in Mahinyangana

Reifenreparatur in Mahinyangana

Gegen 15:15 Uhr kamen wir in Batticaloa an. Wir sollten uns dort bei Pater Sylvester melden und fragten aus diesem Grunde in der ersten Kirche nach. Gegen 15:45 Uhr trafen wir uns mit den Verantwortlichen in deren Office. So kamen wir an Nachfolgende Informationen;

Insgesamt befanden sich in Batticoloa 97 Flüchtlingscamps. Eine große Anzahl von Flüchtlingen wurde in den vergangenen beiden Tagen in das Umland verlegt.

Im Moment befinden sich in Batticaloa noch drei Flüchtlingslager an vier Orten. In diesen Camps befinden sich ca. 4.000 Flüchtlinge. Die Camps werden durch die Katholische Kirche und Freiwillige versorgt und die Flüchtlinge durch diese Personen betreut. [Diese Informationen stammen vom örtlichen Bischof].

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Auszug aus dem Einsatzbericht 001 des Erkundungsteam:

Das Erkundungsteam (Görgen Peter, Hallekamp Mattias und Wiedemann Thomas) erkundeten sofort nach Eintreffen in Batticaloa das Einsatzgebiet im Bereich der Bucht, unmittelbar am indischen Ozean. Hier konnten auf eine Sprung umfangreiche Zerstörungen von Gebäuden, Brunnen, eines Hospitals und eines Tempels festgestellt werden. Bis zu einer Tiefe von 800 m ins Landesinnere sind sämtliche Häuser total zerstört worden. Brunnen, welche hier eine Tiefe zwischen 3 – 5 m aufweisen, wurden in diesem Bereich vollständig zerstört. Im Abstand von ca. 1.800 m zur Wasserlinie des Indischen Ozean wurden die Brunnen überflutet und sind gem. den Angaben der Betroffenen als Trinkwasser im Moment nicht mehr geniesbar. Dieser Zustand hat sich jedoch in den letzten beiden Tagen geändert, da das Wasser aus den Brunnen offensichtlich nicht mehr so salzig schmeckt. Hier wurden Tipps zur Verbesserung der Lage durch das Erkundungsteam gegeben, welche die Betroffenen in den kommenden Tagen versuchen wollen. Von Seiten der örtlichen Verwaltung sind derzeit Überlegungen im Gange, die o.a. Siedlung an einem anderen gesicherten Ort wieder aufzubauen. Die jetzt bestehende Örtlichkeit wird im Moment nicht priorisiert.

 Erkundung an der Küste

Erkundung an der Küste

Besprechung des Erkundungsteam in Sachen Brunnen

Besprechung des Erkundungsteam in Sachen Brunnen

Im Bereich der vier Flüchtlingslager treten Probleme mit den WC-Anlagen und der Wasserversorgung auf. Hier wurde jedoch festgestellt, dass eine feste Installation eines Flüchtlingscamps in Batticoloa von Seiten der örtlichen Verwaltung nicht gewünscht ist. Desweiteren stehen hier, im Gegensatz zum Süden Sri Lankas, keine geeigneten Lagerhallen zur Verfügung. Die Flüchtlinge sind im Moment in Schulen untergebracht. Hier sollte morgen die Schule wieder beginnen. Der Schulstart wurde bereits um eine Woche verschoben. Nach den Aussagen des örtlichen Bischofs ist hingegen davon auszugehen, dass der Schulbetrieb erst nach 14 Tagen wieder aufgenommen werden kann.

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Gegen 19:30 Uhr informierte ich unseren HoM in Colombo per SMS über die ersten Ergebnisse. Gegen 20:00 Uhr wurde der erste Erkundungsbericht gefertigt.

Abendessen gegen 20:45 Uhr. Hier im Hotel haben wir Walter Jäggli (CH) getroffen. Ihn kenne ich schon mehrere Jahre. Er wurde durch das THW als UNDAC Mitglied in Deutschland ausgebildet.

Wie klein doch die Welt ist und sich internationale Einsatzkräfte in den Krisenregionen der Welt immer wieder treffen.

Gegen 22:30 Uhr treffen weitere Einsatzkräfte des SKH im Hotel ein.

Schreiben von Erkundungsberichten

Schreiben von Erkundungsberichten

Montag, 03.01.2005

Gegen 08:15 Uhr fand eine Besprechung mit Bettina Bühler statt. Hier wurde geklärt, wie denn der weitere Ablauf stattfinden soll. Auschecken gegen 08:35 Uhr und Weiterfahrt zum Bischof.

Gegen 09:00 Uhr wurden wir von Pater Sylvester begrüßt. Da heute mehrere Termine anstehen, gehen Peter und Matthias in Sachen weiterer Abklärungen zur GTZ. Ich bleibe mit Bettina beim Pater, um dort an weitere Informationen heranzukommen. Eine Übertragung von Mails gestaltete sich recht schwierig, da nur 33 KpS übertragen werden. Somit benötigt eine kurze Mail eine Ewigkeit. Gegen 09:25 Uhr sind Peter und Matthias bei der GTZ fertig. Nach 1 ½ Stunden habe ich dann genervt die E-Mail-Über-tragung abgebrochen.

Gegen 12:30 Uhr besichtigten wir ein IDP-Camp auf dem Gelände der Kirche.

Gegen 13:50 Uhr setzen wir Bettina in der Kirche ab. Sie wird noch ein paar Tage hier bleiben, wir hingegen fahren weiter nach Ampara.

Gegen 14:05 Uhr noch kurz bei der GTZ vorbeigeschaut, da man dort den Verantwortlichen bisher nicht angetroffen hat.

Weiter geht die Fahrt nach Ampara, wo wir gegen 16:40 Uhr eintrafen.

Die Zimmersuche verlief nun doch schwieriger als wir angenommen hatten. Mehrere Nachfragen bei Unterkünften verliefen alle negativ. Einzige Chance wäre die SEWALANKA FOUNDATION. Hier könnten wir evtl. noch ein Zimmer bekommen. Die Unterkunft war nicht besonders. Moskitonetze hatten wir leider keine dabei und das Mehrbett-Zimmer war hygienisch auch nicht auf einem aktuellen Stand. Eine überaus schlechte Nacht stand uns bevor.

Erkundungsberichte fertigen

Erkundungsberichte fertigen

Dienstag, 04.01.2005

Um 08:15 Uhr ging die Erkundung weiter. Auf der Fahrt wurde das weitere Vorgehen mit Peter Bytomski abgesprochen. Für Batticaloa wurde das Trinkwasserlabor angefordert. Peter will sehen, was sich machen lässt.

Gegen 09:15 Uhr kamen wir bei strömenden Regen an der zerstörten Brücke bei Kalmunai  an. Laut Einsatzauftrag sollen wir uns auch die unterbrochenen Verkehrswege ansehen. So kamen wir zur Brücke. Personen und Güterverkehr wurde mit Booten durchgeführt, ein Überqueren auch bei Niedrigwasser war unmöglich. Am Ufer der Brücke war eine Polizeistation installiert worden. Hier fragten wir nach weiteren Informationen. Ein Polizeibeamter erklärte uns, dass die Brücke vor wenigen Stunden durch örtliche Behörden in Augenschein genommen worden ist. Das Ergebnis weiß er leider auch nicht.

Zerstörten Brücke bei Kalmunai / Sri Lanka

Zerstörte Brücke bei Kalmunai / Sri Lanka

Gegen 10:00 Uhr besichtigten wir ein paar Brunnen im Bereich der Häuser in Periya Kallar. Herr Williams erklärte uns, dass die Brunnen alle verseucht seien. Bisher sind noch keine Offiziellen hier gewesen. Gestern kamen 4 – 5 französische Helfer vorbei, die sich jedoch nur umgesehen haben.

Wir sahen uns ein Haus etwas näher an. Die Anwohner erklärten uns, dass in der Gegend Lebensmittel verteilt werden.

Zum Geschehen selbst wurde uns erläutert, dass der Tsunami in drei Wellen auf Land gelaufen ist:

  • Welle ca. 50 cm hoch
  • Welle ca. 100 cm und die
  • Welle hatte eine Höhe über 2 m.

In der Region selbst lebten vor dem Tsunami ca. 5.000 Personen. Es fehlt hier notwendig Trinkwasser und Lebensmittel. Sämtliche Brunnen sind unbrauchbar. Das Wasser schmeckt salzig und die Brunnen sind durch Unrat unbrauchbar geworden. Selbst 300 – 500 m in das Landesinnere hinein schmeckt das Wasser aus den Brunnen immer noch salzig.

In Periya Kallar wurden ca. 70 Personen getötet, ca. 17 Personen verletzt und ca. 5.000 Personen obdachlos. Anzutreffen waren nur noch Wenige. Die meisten Betroffenen halten sich in der Schule auf oder sind in ein (Refugee Camp) IDP – Camp gegangen. Dort ist wenigstens die Versorgung mit Lebensmitteln und Wasser sichergestellt.

Beschädigte und zerstörte Häuser in Periya Kallar  / Sri Lanka

Beschädigte und zerstörte Häuser in Periya Kallar / Sri Lanka

Gegen 10:30 Uhr machten wir uns auf die Rückfahrt. Unterwegs hielten wir noch nach einem Internet Cafe Ausschau, da die Einsatzberichte nach Colombo zu übermitteln gewesen wären. Gegen 11:30 Uhr kamen wir in Sewalanka an, um dort noch unsere wenigen Habseligkeiten zusammen zu packen. Die Reise sollte wieder zurück nach Colombo gehen.

Gegen 12:20 Uhr ging die Reise in Richtung Kandy los, wo wir gegen 21:50 Uhr sicher eintrafen. Fünf Minuten später trafen wir bereits Peter Bytomski. Erfreuliche Nachrichten: Meine Einsatzkiste ist mittlerweile auch in Sri Lanka eingetroffen.

Einsatzkiste wieder in Sri Lanka eingetroffen

Einsatzkiste wieder in Sri Lanka eingetroffen

Mittwoch, 05.01.2005

Um 09:00 Uhr trafen wir uns zu einer kurzen Einsatzbesprechung. Hier wurde abgesprochen, dass ich in den nächsten Tagen weiter nach Galle verlegen soll. Vor dem Mittagessen wurde über die Erkundungsergebnisse berichtet und entsprechende Berichte zusammenstellen.

Telefonischer Kontakt zum HOM

Telefonischer Kontakt zum HOM

Aus den Einsatzberichten:

In Ampara wurden durch den Tsunami ca. 2.000 m Küstenstreifen fast vollständig zerstört. Bestehende Häuser, Brunnen und sonstige Anlagen wurden dem Erdboden gleichgemacht.

Der Tsunami traf das Land in drei Wellen, deren Höhen differierten. Die erste Welle war ca. 50 cm hoch, im Anschluss folgte eine doppelt so hohe Welle und unmittelbar danach erreichte eine Welle mit mehr als 2 m Höhe das Land. Im Bereich Periya Kallar wurden ca. 70 Personen getötet, 17 Personen verletzt und ca. 5.000 Personen wurden obdachlos. Innerhalb der Stadt wurden in dieser akuten Lage Flüchtlingslager eingerichtet, die zurzeit von den örtlichen Behörden betreut werden.

Diese Angaben stammen von einer betroffenen Familie. Die Daten wurden direkt an der Einsatzörtlichkeit erhoben. In Ampara standen den Schülern acht Schulen zur Verfügung. Fünf dieser Schulen wurden total zerstört. Die bestehenden Schulen werden hingegen im Moment als Flüchtlingslager genutzt.

Der Küstenstreifen im Bereich Periya Kallar wurde durch das Erkundungsteam in einer Groberkundung in Augenschein genommen.

Offensichtlich sind internationale Hilfskräfte in diesem Bereich noch nicht eingetroffen. Laut der Aussage des Familienoberhaupts der o.a. Familie sind wir die ersten Einsatzkräfte, welche sich direkt mit den Betroffenen im Einsatzgebiet unterhalten.

Gestern seien dort vier Franzosen vorbeigekommen, welche die Notwendigkeiten erhoben haben, Maßnahmen wurden bisher aber keine durchgeführt.

Sämtliche angesprochenen Personen wirken traumatisiert. Insgesamt halten sich im Schadensgebiet jedoch wenige Personen auf. Auch sind bisher kaum Personen zu den stark beschädigten Häusern zurückgekehrt, da absolut keine Spuren im nassen Sand aufzufinden waren.

Nachmittags noch Fertigstellung der Abschlussberichte und Vorbereitung für die nächste Erkundung.

Donnerstag, 06.01.2005 (Hl. drei Könige)

Gegen 06:45 Uhr war auch diese Nacht zu Ende. Im Anschluss gleich Kiste packen und für die Abreise vorbereiten. Nach dem Frühstück Geldübergabe für das Einsatzteam in Galle.

08:55 Uhr los zur nächsten Erkundung, nur dieses mal in den Süden Sri Lankas, nach Galle. Ein kleiner Stopp gegen 10:40 Uhr und weiter in Richtung Süden. Auf der Fahrt kam uns ein THW-Lkw mit Ladung entgegen.

Ein kurzes Telefonat mit Tom brachte Licht ins Dunkel. Wir wendeten und halfen der Mannschaft beim Abladen der Ausstattung und dem Aufbau im Krankenhaus in Balapitiya. Gegen 12:55 Uhr war die Ladung soweit abgeladen und es konnte mit dem Aufbau begonnen werden, so dass wir weiter zum THW-Camp nach Galle fahren konnten.

Abladen der TWAA 6 Elga Berkefeld

Abladen der TWAA 6 Elga Berkefeld

Aufbau der TWAA 6 im Krankenhaus

Aufbau der TWAA 6 im Krankenhaus

Gegen 14:30 Uhr kamen wir in der NOOIT GADACHT in Galle / Unawatuna an.

Gegen 15:00 Uhr fuhren Matthias, Tom und ich weiter zur eingerichteten TWAA im Feld.

TWAA 6 im Betrieb

TWAA 6 im Betrieb

Erklärung Funktion der TWAA

Erklärung Funktion der TWAA

kostenfreie Trinkwasserabgabe an die notleidende Bevölkerung

kostenfreie Trinkwasserabgabe an die notleidende Bevölkerung

Freitag, 07.01.2005

Durch ein Team in Galle sollten Schulen in Augenschein genommen werden. Hier wurden die Einsatzkräfte jedoch immer wieder durch die örtlichen Behörden hingehalten. Listen mit bedürftigen Schulen sind zwar vorhanden, wurden jedoch nicht ausgehändigt. Als das Erkundungsteam am Morgen beim Bürgermeister vorsprach, wurde uns eine Gesamtliste der Schulen übergeben. Bereits im Hof vor dem Rathaus wurde erkannt, dass diese Liste wohl an alle nachfragenden Einsatzorganisationen übergeben wurde.

Liste der bedürftigen Schulen gesamt

Liste der bedürftigen Schulen gesamt

Am Abend dann Rückfahrt nach Colombo, da auch dort noch weitere Aufgaben warteten. Gegen 20:20 Uhr noch einen kurzen Stopp auf der Strecke zum Tee eingelegt und gegen 22:30 Uhr in Colombo sicher angekommen. Im Anschluss weitere Abklärungen mit Peter Bytomski.

Samstag, 08.01.2005

Der morgendliche Anruf aus Bonn blieb heute aus (normalerweise weckte uns täglich die THW-Leitung gegen 04:30 Uhr). Offensichtlich wurden in der Nacht alle Infos der THW-Leitung übergeben. Um 09:45 Uhr machten sich Peter Bytomski und ich auf den Weg zur nächsten Besprechung ins Hotel Mount Lavinia. Dort sollte ein Gespräch mit Axel Beck, MdB und Vertretern des bayrischen Landtages wie auch dem österreichischen Heer stattfinden.

Gegen 13:30 Uhr fanden wir uns wieder im Hotel ein. Nach dem Mittagessen wurden abermals notwendige Berichte getippt.

Gegen 23:00 Uhr wurde auf das Zimmer verlegt, um noch weitere Berichte zu fertigen.

Sonntag, 09.01.2005

Gegen 09:00 Uhr konnten wir uns wieder frei im Flughafen bewegen. Den guten Kontakt zu den Flughafenmitarbeitern haben wir Roshan zu verdanken. Er hat uns hier die Türen geöffnet, welche uns das Arbeiten im Flughafenbereich stark erleichtert. Um 09:40 Uhr ist eine Maschine gelandet, in welcher wohl das Team II angekommen ist.

 

Ankunft Team II in Sri Lanka

Ankunft Team II in Sri Lanka

Einreiseformalitäten beim Imigration

Einreiseformalitäten beim Imigration

Gegen 13:30 Uhr fanden wir uns wieder im Hotel ein. Am Nachmittag stand das Tippen von Berichten an und der Tag klang gegen 23:00 Uhr aus.

Montag, 10.01.2005

Laut Mitteilung der THW-Leitung sollten nochmals Material für uns ankommen. Da das Team II in Bälde nach Galle verlegt wird, wäre hier eine Mitnahme des Materials das kleinste Hindernis. Gegen 09:45 Uhr erreichten wird den Flughafen. Wir fragten bei der Zollbehörde nach, ob denn für uns etwas angekommen sei. Hier war leider nichts bekannt. Über einen Computer im Zoll Office konnte ich in Erfahrung bringen, dass unsere Ladung wohl auf den Malediven hängen geblieben sein muss. Dort würde noch eine Maschine zwischen geparkt sein, welche Stückgut nach unseren Airwaybill Nummern hatte. Um 10:30 Uhr informierte ich hierüber die THW-Leitung in Bonn. Kurz darauf machten wir uns auf den Rückweg.

In Sachen Kultur wollten wir jedoch noch ein paar Infos einholen.

In Sri Lanka wachsen:

  • 23 Sorten Bananen
  • 18 Sorten Mango
  • 3 Sorten Papaya
  • 2 Sorten Jag Frucht
  • Ananas
  • Melonen
  • Peperoni
  • Süßkartoffeln

Gegen 14:30 Uhr fand in der Lobby eine Besprechung zwischen Matthias Hallekamp, mir und einem Architekten statt. Unser Erkundungsteam hatte nach dem Einsatzauftrag Folgeaufträge zu erkunden. So hat Matthias in Galle ein Housing Projekt angeleiert. Nun wurden die Details besprochen.

Nach Auskunft des Flughafens soll nun doch noch Material für das THW angekommen sein. Somit wieder in einer Stunde raus zum Flughafen. Mittlerweile kennt uns nun wirklich schon jeder. Gegen 17:15 Uhr waren alle Formalitäten erledigt. Man muss hier nur in drei verschiedene Büros, an zwei unterschiedliche Stellen beim Zoll, mindestens vier bis sechs Fotokopien anfertigen lassen, darauf dann nicht unter zehn Unterschriften einsammeln und letztendlich noch bei sechs weiteren Büros vorbeigehen, um zu fragen, ob auch bestimmt nichts vergessen worden ist.

Weiteres Material für die "Brunnenputzer"

Weiteres Material für die „Brunnenputzer“

Material ist transportfähig verladen

Material ist transportfähig verladen

Nachdem nun die Zollformalitäten alle geregelt waren, konnte die Ausstattung ins Land eingeführt werden. Wären da nicht wieder einmal NGOs gewesen, welche versucht haben, Sprechfunkgeräte ins Land einzuschmuggeln.

Noch auf der Laderampe wurde das gesamte Material nochmals durch Polizei und Militär durchsucht. In jeden Schlauch wurde geschaut, auch der Tank der Motorpumpen wurde nicht ausgelassen, sogar Werkzeugboxen an Aggregaten mussten geöffnet werden. Allein diese Kontrolle zog sich eine weitere Stunde hin, so dass die Ausstattung gegen 19:10 Uhr auf einem Mini Lkw verladen und auf dem Weg nach Galle versandt werden konnte.

Dienstag, 11.01.2005

Gegen 09:30 Uhr meldet sich Tom und teilt mit, dass das Team I auf dem Weg in Richtung Colombo ist. Ihm wurde mitgeteilt, dass das Hotel Mount Lavinia für die Jungs reserviert ist.

Die Rückreise des Team I von Galle war doch schneller als erwartet abgelaufen. Kurz nach 12:00 Uhr war das Team bereits in Colombo eingetroffen. Somit rüber ins Mount Lavinia, was einmal quer durch die Stadt bedeutete. Nachmittags noch die Bestellungen vom Morgen abgeholt und zurück in unser Hotel. Mit dem Team wurde ein gemeinsames Abendessen im Mount Lavinia vereinbart. Gegen 19:15 Uhr trafen wir dort ein und konnten so mit dem Team gemeinsam zu Abend essen.

Mittwoch, 12.01.2005 (Abreisetag)

06:00 Uhr aufstehen und für des Team I entsprechende CD brennen, Gepäck zusammenpacken und aufgeben. Um 07:15 Uhr verabschieden wir uns vom Hotel Galadari und machen uns auf den Weg zum Hotel Mount Lavinia. Um 08:00 Uhr ist das gesamte Gepäck verladen, so dass wir uns nur 15 Minuten später Richtung Flughafen auf den Weg machen konnten. Um 09:43 Uhr erreichen wir den Internationalen Flughafen von Sri Lanka. Nach nur 1,5 Stunden sind alle Helfer abgefertigt und wir können in Richtung Flugzeug marschieren.

Um 12:00 Uhr Boarding in einer 767-300 der Lauda Air. 12:24 Uhr Take Off.

13:26 Uhr Landung auf den Malediven. Kontrolle der Packstücke auf dem Flugfeld. 14:00 Uhr Start nach Wien (A). 23:42 Uhr Landung in Wien, Internationaler Flughafen. Uhr wieder mal auf deutsche Zeit umgestellt.

Einchecken um 18:42 Uhr und Boarding um 19:25 Uhr auf einem Airbus A 321. Um 19:35 Uhr sicher im Flugzeug angekommen. 20:14 Uhr Take Off in Wien. 21:17 Uhr Landung in Frankfurt am Main.

21:25 Uhr Gepäckkontrolle und Entgegennahme unserer Einsatzkisten. 22:10 Uhr Defusing auf dem Flughafengelände (Wer auf diese Idee mal wieder kam?).

22:30 Uhr Pressegespräch und um 23:10 Uhr endlich auf dem Heimweg.

Donnerstag, 13.01.2005 (Einsatzende)

01:40 Uhr Ankunft in Rottweil.
02:00 Uhr Einsatzende