29
Dez.
2015
Exkurs: Direktor THW und Vizepräsident BZS
Um die Eigenständigkeit des THW innerhalb desBzB/BZS zu stärken, wurde ab 1970 der Direktors THW auch zum Vizepräsidenten des BzB/BZS ernannt.
Vizepräsidenten des BZS und Direktor des THW waren Erhard Schmitt (1970 – 1974), Hans Zielinski (1974 – 1977) und Hermann Ahrens (1977 – 1985).
In der Festschrift „50 Jahre Zivil- und Bevölkerungsschutz in Deutschland“ – Kapitel „Das THW im Bundesamt für Zivilschutz“ fasste Rainer Schwierczinski – Vizepräsident a.D. – die geschichtlichen Hintergründe zu diesem Thema zusammen.
Auszug :
1955 schied der Gründer Otto Lummitzsch aus dem Dienst aus. Sein Nachfolger wurde Dr. Alexander Löfken. In dieser Zeit bestand das THW aus 10 Landesverbänden, 343 besetzten Ortsverbänden, 41.000 fest verpflichteten Helfern, 13.600 Helferanwärtern, 55.400 Personen im Status der sogenannten „stillen Bereitschaften“ und einem hauptamtlichen Personalstamm von 284 Mitarbeitern.
Bis 1957 war das THW eine eigenständige und direkt dem Bundesinnenminister unterstellte Organisation – dann wurde es der neu geschaffenen Bundesdienststelle für zivilen Bevölkerungsschutz (BzB) unterstellt und durch das Errichtungsgesetz vom 05.12.1958 in das nunmehr errichtete gleichnamige Bundesamt und mit Erlass des BMI vom 05.12.1960 endgültig eingegliedert.
Innerhalb und seit dieser Zeit gab es einen Dauerkonflikt zwischen dem THW und dem BzB/BZS bzw. den jeweiligen Direktoren des THW und den Präsidenten des BzB/BZS. Die hier durchaus gegebene Chance eines sich gegenseitig stärkenden Miteinanders wurde nicht genutzt. Der durch den damaligen BzB-Präsidenten Rudolf Schmitt eingeschränkte Freiraum des THW führte zu einem Dauerkonflikt zwischen der „Verwaltungsbehörde (BzB/BZS)“ und der „Einsatzorganisation (THW)“, in dessen Folge der Widerstand im THW gegen das BzB/BZS wuchs.
In den 60er Jahren gab es einen Schriftwechsel zwischen THW und BMI zur Wiederherstellung der Eigenständigkeit des THW. Der zunächst erfolgten Ablehnung folgte die Prüfung mit dem Vorschlag der völligen Herauslösung aus dem BzB. Die durch Bundesinnenminister Hermann Höcherl zugesagte Ausgliederung wurde jedoch wegen der Beratung der Notstandsgesetze zurückgestellt.
Eine neue Aktualität bekam das Thema dann erst wieder im November 1965, als sich Bundesinnenminister Paul Lücke, der Nachfolger Hermann Höcherls, mit der Thematik befasste. Obwohl am 08.09.1966 Bundesinnenminister Paul Lücke verkündete, dass das THW ab dem 01.01.1967 als eigene Organisation unter Aufsicht des BMI verselbstständigt wurde, erfolgte aber keine Umsetzung dieser Verkündung. Die Gründe hierfür sind letztendlich nicht hinreichend bekannt.
Durch die Zurückdrängung des THW in der Amtszeit des BzB-Präsidenten Dr. Rudolf Schmitt ist auch in den nachfolgenden Jahren die Beziehung zu den Präsidenten Dr. Paul Wilhelm Kolb (1969 – 1985) und Hans-Georg Dusch (1985 – 1995) belastet.
Dies aber oft zu Unrecht, weil sich beide Präsidenten sehr engagiert zum THW bekannten und nachweisbar öffentlich einsetzten. Doch auch sie konnten letztlich nicht den latent schwelenden Konflikt zwischen dem Selbstverständnis der ehrenamtlichen Einsatzorganisation und der Verwaltungsbehörde auflösen und die vorhandene und kritische Distanz des THW zum BZS aufheben. Denn beide Präsidenten blieben in ihren Amtszeiten entschiedene Verfechter eines gemeinsamen Behördenverbundes.
Einen Teil der Lösung hätte die Stärkung der Eigenständigkeit der Funktion des Direktors THW durch die Ernennung zum Vizepräsidenten des BzB/BZS bringen können. Doch die in drei Fällen erfolgte Verbindung der Funktion des Direktors THW mit der des Vizepräsidenten des BZS (Erhard Schmitt, 1970 – 1974, Hans Zielinski, 1974 – 1977, und Hermann Ahrens, 1977 – 1985) war nur optisch eine Aufwertung. Sie führte im Innenverhältnis nicht tatsächlich zu einer Stärkung des THW. Sie muss auch aus heutiger Sicht eher als ein weiterer Verlust an Identität und Selbstständigkeit für das THW angesehen werden.
Denn der Vizepräsident des BZS war nicht mehr nur der Direktor des THW. Als ständiger Vertreter des Präsidenten hatte er nach innen und außen zwangsläufig der Repräsentant des gesamten BZS zu sein.
Hinzu kam, dass sich das Spannungsverhältnis nicht unwesentlich auch auf die Führungs- und Arbeitsebene unterhalb der Behördenleitung im BzB/BZS übertrug und somit mehr oder weniger den Alltag beeinflusste. Daher konnte es nicht ausbleiben, dass über die Jahre der Weg des THW zurück in die Selbstständigkeit auf allen Ebenen weiterverfolgt wurde.
Trotz der Hindernisse und Beschwerlichkeiten verlief seit 1957 die Entwicklung des THW positiv. Denn die Jahre im BzB und BZS bringen das THW auch erkennbar weiter.
Quelle: 50 Jahre Zivil- und Bevölkerungsschutz in Deutschland – Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe 2008