28
Dez
2015
Das THW-Ehrenmal in Berlin
Während des kalten Winters im Februar 1922 streikten im Deutschen Reich die Eisenbahner. Gegen den Willen des Deutschen Eisenbahner-Verbandes rief die „Reichsgewerkschaft deutscher Eisenbahnbeamter und Angestellter“ zum Streik für deutliche Lohnerhöhungen auf.
Der Eisenbahnverkehr kommt daraufhin größtenteils zum erliegen. Daraufhin macht die Technische Nothilfe die eingefrorenen Lokomotiven fahrbereit, schafft Wasser und Kohle herbei. Vorwiegend die Lebensmittel- und Kohlezüge , die den Grundbedarf der Bevölkerung sichern sollen, werden mit einem Notfahrplan ersetzt.
Aber auch ein „Parlamentszug“ aus Altona und Offenbach wird zusammengestellt, um die sich in den Parlamentsferien befindlichen Abgeordneten zum Reichstag nach Berlin zu bringen.
Während des Einsatzes waren drei Studenten der Technischen Hochschule – Nothelfer im Dienst der TN – tödlich verunglückt. Die TN-Helfer waren eingesetzt um notwendige Transporte mit Güterzügen zu organisieren. Auf einem der Berliner Rangierbahnhöfe kam es beim rangieren zu einem Unfall, die drei Nothelfer verunglückten tödlich.
Sie wurden auf dem Luisen-Friedhof in Berlin-Charlottenburg in einem gemeinsamen Grab feierlich beigesetzt. Siehe: „Die Räder“ 1922 Heft 3/4 – Seite 61
In mehreren Aufrufen wurden Geldmittel zur Erstellung eines Ehrenmals für die drei „getreuen Nothelfern“ gesammelt, das Ehrenmal sollte in seiner künstlerischen Aussage den Gedanken des Helfens allegorisch darstellen.
Das Ehrenmahl wurde bereits 1923 auf dem Luisen-Friedhof in Berlin-Charlottenburg erstellt und eingeweiht.
Der Zahn der Zeit und die Folgen des Krieges haben diesem Ehrenmal böse mitgespielt. Schon im März 1951 wurden Kontakte mit der Friedhofsverwaltung, dem vorgesehenen THW-Landesverbandsleiter und dem Direktor des THW, Otto Lummitzsch, aufgenommen, um eine Restaurierung des Ehrenmals durchzuführen.
Durch freiwillige Spenden aus dem Bereich des THW sind die Mittel für eine Instandsetzung aufgebracht worden und zum Ende des Jahres 1952 stand das Ehrenmal im neuen Glanz.
Allen Kameraden, die in treuer Pflichterfüllung in den Tod folgten, zum Gedächtnis 22.8.1950
Durch dieses Datum, dem Gründungstag des THW, wurde die Verbindung zwischen der TN und dem THW dargestellt.
Der THW-Landesverband Berlin und die Helfer in den Bezirksverbänden sahen in der Folgezeit eine Ehrenpflicht darin, das Grabmal in ordentlichem Zustand zu erhalten und am Volkstrauertag in feierlichem Rahmen einen Kranz niederzulegen.
Anlässlich der Totenehrung am 19. November 1967 wurde folgende Gedenkrede gehalten:
„Es ist eine schöne Tradition, dass sich das Berliner THW zusammen mit den ehemaligen Angehörigen der TN am heutigen Volkstrauertag hier am Ehrenmal versammelt, um ihre Kameraden Adolf Eckert – Gerhard Richter – Herbert Stenzel zu ehren, die in den Wirren des Jahres 1922 im Dienste für den Nächsten ihr Leben gaben.
Für diese drei jungen Studenten der Technischen Hochschule unserer Stadt war es damals, wie für viele andere, eine Selbstverständlichkeit, ihren Mitbürgern, den Alten und Kranken, den Frauen und Kindern zu helfen und sie mit den lebenswichtigsten Gütern zu versorgen.
In selten geschauter Einigkeit trauerte damals die Millionenstadt Berlin, um diese jungen Männer, die ihr Pflichtbewußtsein mit dem Tode besiegelten.
Jahrzehnte sind seit dem Inflationsjahr 1922 vergangen, aber das stille Heldentum dieser jungen Studenten ist unvergessen. Ihre Tat besteht weiter und ist uns Vermächtnis und Vorbild. Wir sind heute noch stolz darauf, sie Kamerad nennen zu dürfen. Ihr Opfermut und ihre Einsatzbereitschaft strahlen unverblaßt und weisen uns den Weg, den wir in ihrem Sinne beschreiten wollen.
Lassen Sie uns am heutigen Volkstrauertag auch der vielen Unbekannten gedenken, die, wie diese drei jungen Studenten ihr Leben für den Nächsten opferten, sei es am Arbeitsplatz, in den Fabriken und Werkstätten, sei es bei der Rettung in Not geratener Menschen; sie alle sind uns nicht vergessen.
Der letzte Gruß in dieser Stunde gilt unseren Kameraden, die in diesem Jahr aus unseren Reihen abberufen worden sind:
Artur Brandt – Heinrich Du Bois – Karl Walter Fuchs – Richard Hugel – Albert Jonas – Walter Müller – Rudolf Notz – Ernst Riedel.
Ihr Tod hat eine schmerzliche Lücke gerissen, die nur schwer zu schließen ist.
Lassen Sie uns nun in dem Geist, den uns unsere toten Kameraden vorgelebt haben, wieder an die Arbeit gehen, um das Werk zu vollbringen, das sie begonnen haben.“
Im Januar 1977 war erkennbar, dass das TN-Ehrenmal abermals instand gesetzt werden muss. Der entsprechende Antrag an das Bundesamt für Zivilschutz zur Bereitstellung der notwendigen Haushaltsmittel wurde im September 1977 dahingehend beschieden, dass aus rechtlichen Gründen diese Mittel nicht zur Verfügung gestellt werden können.
Die Begründung lautete, dass die Technische Nothilfe eine durch Kontrollratsgesetz Nr. 2 aufgelöste NS-Organisation war und nach Artikel V der Kontrollratsdirektive Nr. 50 derartige Vermögenswerte auf das Land übergegangen sind.
Es sollte nun ermittelt werden, ob das Ehrenmal zum Eigentum des Landes Berlin gehört, wenn ja, sollen die Instandsetzungsmittel dort beantragt werden. Damit ruhte die Angelegenheit für längere Zeit.
1981 hat die Friedhofs-Verwaltung den THW-Landesverband darauf hingewiesen, dass das Ehrenmal Zeichen des Verfalls aufweist und hat auf die Verkehrssicherungspflicht aufmerksam gemacht. Der Senator für Finanzen, der nun mit dieser Angelegenheit befasst wurde, hat sich dahingehend erklärt, dass das Land Berlin aus haushaltsmäßigen Gründen haftungsrechtliche Verpflichtungen nur für die Dauer der allgemeinen Liegezeiten anerkennt, er aber darüber hinaus bereit ist, Eigentumsrechte an dem Ehrenmal aufzugeben. Da die allgemeinen Liegezeiten natürlich schon längst abgelaufen waren, war das Ehrenmal wieder einmal herrenlos.
Da die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk nicht Rechtsnachfolger der Technischen Nothilfe ist, konnte das THW als Kostenträger nicht in Frage kommen. Im Juli 1981 richtete die THW-Leitung ein Schreiben an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, ob die Stiftung sich nicht kostenmäßig der Wiederherstellung des Ehrenmals annehmen könnte. Dieser Antrag wurde negativ beschieden, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz kann ihre Etatmittel nur für bestimmte, im Stiftungsgesetz genau festgelegte Aufgaben verwenden. Darüber hinaus hat die Stiftung keine frei verfügbaren Mittel.
Ein Antrag der THW-Leitung beim Landeskonservator, im Rahmen des Denkmalschutzes das Ehrenmal zu retten, scheiterte daran, dass es sich dem Inhalt nach um ein Ehrengrab handelt und dafür der Senator für Bau- und Wohnungswesen zuständig ist. Beim Senator für das Bau- und Wohnungswesen wurde deshalb im Dezember 1982 ein Antrag auf Anerkennung als Ehrengrabstätte des Landes Berlin gestellt.
Unbeschadet davon, hat THW-Direktor Ahrens die Frage aufgeworfen, ob man das Ehrenmal nicht umsetzen und an anderer Stelle im THW-Bereich in seinen Denkmalteilen wieder aufbauen könnte. Als Grabstätte besteht durch die Dauer der Zeit sowieso keine Verbindung mehr, es gibt auch keine Angehörigen der dort begrabenen Nothelfer mehr.
Dieser Gedanke wurde nun aufgegriffen und zunächst eine Stelle gesucht, wo die wesentlichen Teile des Denkmals wiederaufgebaut werden könnten. Der neue Standort wurde dann auf dem Gelände des THW-Landesverbandes, in einer Nische des Einganges zum Bezirksverband Charlottenburg, gefunden.
Nachdem die Verhandlungen mit der Friedhofsverwaltung wegen des Abbaus und mit der Bundesvermögensverwaltung wegen des Aufbaus in der bundeseigenen Liegenschaft positiv verliefen, konnte die Planung weiter betrieben werden.
Mit Unterstützung des Referats III H beim Senator für Inneres wurde eine Verbindung zur Steinmetz- und Bildhauer-Innung Berlin geschaffen, die ihre Hilfe zusagte. Auch das Bauamt Nord der Sondervermögens- und Bauverwaltung stieg in das Projekt mit ein. Es wurden Pläne gefertigt und auch wieder verworfen, bis schließlich die umgesetzte Fassung die Billigung des Direktors des THW erfuhr.
Nach dem Abbau des Ehrenmals am 27. Oktober 1984 wurden die wesentlichen Teile des Grabmals zu den Ausstellungshallen am Funkturm gebracht, wo sie während der Handwerks-Messe in der ersten Novemberwoche aufgearbeitet und restauriert wurden.
Die Figuren wurden mit einem Kärchergerät vorgereinigt, dann wurden die Oberflächen von Hand aufgefrischt. Der Figur des Jünglings, dem schon vor langer Zeit die rechte Hand abgeschlagen wurde, konnte nach fotografischen Unterlagen wieder eine Hand angesetzt werden.
Darüber hinaus wurden noch die Embleme der Technischen Nothilfe und des Technischen Hilfswerks auf zwei Steinplatten gemeißelt, die dann das neue THW-TN-Ehrenmal zieren sollten.
Die Finanzierung dieser Umsetzungsmaßnahme konnte durch den außerordentlichen Einsatz der mit dieser Sache befassten Beamten beim Innensenator und durch das persönliche Engagement des Bürgermeisters und Innensenators Lummer gelöst werden. Dem Landesvorstand der THW-Helfervereinigung wurde eine ausreichende Summe für diesen Zweck zur Verfügung gestellt, der mit der finanziellen Abwicklung beauftragt wurde.
Am 16.11.1985 sollte nun das THW/TN Ehrenmal feierlich eingeweiht werden, zur Einweihung hat THW-Direktor Helmut Meier ca. 70 Gäste eingeladen:
Folgender Programmablauf war vorgesehen:
Musikalischer Auftakt
Begrüßung Gerhard Brühl, Landesbeauftragter des Technischen Hilfswerks
Ansprache zur Einweihung Dipl.-Volkswirt Helmut Meier, Direktor des Technischen Hilfswerks
Grußwort Heinrich Lummer, Bürgermeister von Berlin und Senator für Inneres
Grußwort Konsul Peter Merck, Bundessprecher des THW
Kranzniederlegung
Musikalische Umrahmung: Zollkapelle Berlin, Leitung Willi Kupka
Musikstücke: Festlicher Auftakt (Kolditz)
El Silencio
Ich hatt‘ einen Kameraden.“
Damit die Feierstunde reibungslos durchgeführt werden konnte, wurde folgendes festgelegt:
„Die Einweiser haben ab 10.00 Uhr ihre Standorte einzunehmen, vorgesehen sind insgesamt 12 Helfer.
Am Eingang des Geländes ist ein Tisch aufzubauen, der von Frau Stöhr und einem zu benennenden Geschäftsführer besetzt wird. Ein weiterer Tisch ist am Durchgang zum Arbeitsamtparkplatz ebenfalls mit einem Geschäftsführer zu besetzen. Auf jedem der Tische liegt eine Liste der Ehrengäste aus. Der 3. Geschäftsführer hat ebenfalls eine Liste der Ehrengäste, die er ständig mit den beiden Eingängen abstimmen muss.
5 Minuten vor Beginn der Veranstaltung (11.00 Uhr) ist diese abgestimmte Liste dem Landesbeauftragten auszuhändigen.
Nach der Rede des Bundessprechers sind die Kranzständer vor das Ehrenmal vorzuziehen.
Die Fahnenträger, die bis dahin an der Eingangstür Aufstellung bezogen haben, wechseln nach der Rede des Herrn Direktor Meier ihren Standort links und rechts neben das Ehrenmal. Gleichzeitig werden auf Weisung die Scheinwerfer eingeschaltet.
Die voraussichtlichen Kranzträger (H. Sille und G. Schulz) erhalten früh genug Weisung, wo sie den Kranz in Empfang nehmen sollen.
Zum Ende der Veranstaltung ist laut Weisung des Landesbeauftragten der Info-Stand am Mitteleingang durch den Geschäftsführer Böhm und voraussichtlich dem Kraftfahrer Kapphengst zu besetzen.
Während der Veranstaltung haben die Geschäftsführer Gästebetreuung auf Weisung durchzuführen.
Benötigtes Material: THW-Wegweiser, evtl. bei Regenwetter Küchenzelt des Landesverbandes, Planenabdeckung für Zollkapelle
Ansprechpartner für den technischen Ablauf der Veranstaltung: Sachbearbeiter Zehnder, Geschäftsführer Frühklug
Mitarbeiter: Kraftfahrer Habermann, Bartz, Kapphengst, Tischmann.“
Mit Rundschreiben Nr. 655 vom 25.10.1985 hat der Landesbeauftragte für Berlin auch alle Führungskräfte und Helfer des Berliner THW zur Einweihung des Ehrenmals eingeladen:
„Liebe Kameraden!
Endlich ist es soweit. Das am Gebäude Soorstraße 84 wieder aufgebaute Ehrenmal ist fertiggestellt und wird eingeweiht. Der neue Direktor des THW,
Dipl.-Volkswirt Helmut Meier,
wird in einer Feierstunde am
16.11.1985 um 11.00 Uhr
die Einweihung vornehmen.
In Anwesenheit vieler prominenter Vertreter aus Politik, Verwaltung und Verbänden soll der Verstorbenen, insbesondere der im Dienst tödlich verunglückten Helfer von TN und THW gedacht werden. Aus diesem Anlass wird auch der neue Präsident des Bundesamtes für Zivilschutz,
Hans-Georg Dusch,
und der Bundeshelfersprecher
Peter Merck
in Berlin sein.
Ich lade alle Berliner THW-Helfer zu dieser Einweihungsfeier ein und bitte die Herren Bezirksbeauftragten mir bis zum 12.11.1985 die ungefähre Stärke der Abordnung ihres BV zu melden.
Die Ansprache von THW-Direktor Helmut Meier:
Sehr geehrter Herr Bürgermeister Lummer!
Sehr geehrter Herr Präsident Dusch!
Sehr geehrte Damen und Herren und Freunde, vor allem aber: Liebe Kameraden des Landesverbandes Berlin!
Es ist ein im Sinne des Wortes denkwürdiger AnIaß, der uns hier zusammengeführt hat, und es ist der erste dieser Art in der Geschichte des Technischen Hilfswerks: Die Einweihung eines Ehrenmals unserer Organisation.
Bei der Nennung des Begriffs Ehrenmal wird vielleicht mancher Zeitgenosse, zumal ein jüngerer, dem die Hektik unserer in die Zukunft eilenden Gegenwart keine Zeit zum Verweilen und zum Nachdenken lässt, nach dem Warum fragen.
Lassen Sie mich deshalb versuchen, eine Antwort auf dieses Warum zu geben. Seit alters her haben die Menschen in vielen Ländern unserer Erde immer wieder Denkmale und Ehrenmale errichtet, um die Erinnerung an Ereignisse, Personen oder deren Taten wachzuhalten.
Dank, Anerkennung, Stolz oder Respekt waren das Motiv für die Schaffung solcher Denkmale, die jedem Betrachter das geistige Band zwischen dem Gestern und dem Heute verdeutlichen.
Die Liste der Beispiele würden die Hünengräber in der Mark Brandenburg,
die aItägyptischen Pyramiden, römische Triumphbogen, die Walhalla bei Regensburg, das Denkmal für die Luftbrücke hier in Berlin genau so umfassen, wie das Marine-Ehrenmal in Laboe und die vielen Soldatenfriedhöfe, die darüber hinaus Mahnmale wider Krieg, Tod und Verderben sind.
Und jetzt sind wir im Begriff, ein weiteres Ehrenmal hinzuzufügen, freilich ein Ehrenmal mit einer Besonderheit, denn es hat bereits Geschichte.
Seine Geschichte reicht zurück in das Jahr 1922, als drei junge Helfer der Technischen Nothilfe in Ausübung ihrer freiwillig übernommenen Pflicht, dem Nächsten in Not zu helfen, hier in Berlin tödlich verunglückten.
Dieser Einsatz der damaligen Technischen Nothilfe, der TN, erfolgte, um die Bevölkerung vor den schlimmsten Auswirkungen eines wilden Streiks von dem die Gewerkschaften sich nachdrücklich distanzierten zu bewahren- wir sind heute von diesen Dingen zeitlich so weit entfernt, dass es mir sinnvoll erscheint, die Situation von damals kurz zu erläutern. Schlimmste Auswirkungen, das besagte keine Milch für Babys, keine Kohle für alte und schwache Menschen, kein Strom für Operationen in Krankenhäusern.
So war es kein Wunder, dass die Bevölkerung der früheren Reichshauptstadt den Tod der drei TN-Kameraden mit Anteil zur Kenntnis nahm.
Aus Spendenmitteln, auch aus den Reihen der Technischen Nothilfe, wurde dann 1923 eine Grabstätte geschaffen und auf dem Luisenfriedhof errichtet.
Dass dieses möglich war in einer Zeit größter wirtschaftlicher Schwierigkeiten, ist ein beredtes Zeugnis für die kameradschaftliche Verbundenheit der TN-Helfer untereinander, aber auch für die Anerkennung, die dieser Organisation, die Ausgangs des Ersten Weltkrieges durch den Zusammenschluss freiwilliger, ehrenamtlich tätiger Männer entstanden war, seitens der Bevölkerung zuteilt wurde.
An diesen Gräbern fanden danach jährliche Kranzniederlegungen statt, bis der Zweite Weltkrieg mit seinen Opfern auch in den Reihen der TN aus dem Grabmal ein Ehrenmal für die gesamte Organisation werden ließ. Dann wurde die TN von den Alliierten aufgelöst
Im Jahre 1950 wurde von Otto Lummitzsch, dem Gründer der TN, mit dem Technischen Hilfswerk eine neue Organisation ins Leben gerufen mit einer allerdings anderen Aufgabenstellung, aber der geistigen, ideellen und voll humanitären Idee der TN traditionell verbunden. Damit hatte das Ehrenmal wieder einen Betreuer und das THW kam in die Lage, sich durch eine zusätzliche Widmung eine zentrale Gedenkstätte zu schaffen, zumal auch in den 35 Jahren ihres Bestehens auch THW-Helfer in Ausübung ihres Dienstes ihr Leben verloren. Stellvertretend nenne ich als Orte und Ereignis die Schule des Technischen Hilfswerkes in Hoya und die Flutkatastrophe in Hamburg.
An dieser Situation hätte sich nichts geändert, wenn sich nicht vor einiger Zeit die Frage nach einer Generalrestaurierung, verbunden mit vollständigem Ab- und Wiederaufbau, gestellt hätte. In dieser Phase des Überlegens kam mein Vorgänger im Amt, Direktor Hermann Ahrens, auf die Idee, das Ehrenmal eventuell nach hier zu verlegen.
Nach vielerlei Bemühungen der Stadt Berlin, des hiesigen THW-Landesbeauftragten Brühl und der THW-Leitung erschien diese Lösung am akzeptabelsten. Dank der lobens- und sehenswerten Leistung und Unterstützung der Berliner Steinmetze konnte aus dem ursprünglichen Grabmal ein aus alten und neuen Bestandteilen harmonisch komponiertes Ehrenmal werden.
In neuer Form entstanden, bietet das Ehrenmal ein neues Bild, das sich jedoch dem alten nähert.
So wie aus der Idee der TN eine neue Organisation entstanden ist, so hat sich auch dieses Ehrenmal gewandelt.
Im Namen des gesamten Technischen Hilfswerks und sicher auch im Namen noch lebender ehemaliger TN-Helfer danke ich allen, die an der Schaffung des neuen Ehrenmals mitwirkten, dem Senat der Stadt Berlin, der Handwerkerschaft, dem Lotto und den THW-HeIfern, unter ihnen Landesbeauftragter Brühl.
Ich widme das Ehrenmal den Helfern, die im Dienst der früheren Technischen Nothilfe ihr Leben lassen mussten, und den THW-Helfern, die bei der Ausübung der Nächstenhilfe starben.
Möge dieses Ehrenmal das Gedächtnis an die Toten wachhalten und uns an die Verpflichtung zum Dienst an der Humanität gemahnen.
Ich danke Ihnen.
Die Ansprache von Heinrich Lummer, Bürgermeister von Berlin:
Herr Präsident Dusch!
Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Liebe Helferinnen und Helfer des THW!
Ein deutsches Sprichwort sagt: Gut Ding will Weile haben. Es war ein „gut Ding“, dieses Ehrenmal an eben dieser Stelle zu errichten und ich danke allen, die daran beteiligt waren. Und in diesem Moment, wo es denn vollendet ist, wollen wir nicht daran denken, welche Schwierigkeiten finanzieller oder sonstiger Art es gegeben hat: sie sind überwunden und eine gute Tat hat ihre Vollendung gefunden.
Es gibt ein chinesisches Sprichwort, das sagt: Wenn Du es eilig hast, mach‘ einen Umweg! Es will wohl sagen, dass Eile kein guter Ratgeber ist und man sollte sich Zeit zum Nachdenken nehmen, indem man einen Umweg macht.
Wenn ich es richtig sehe, haben Ehrenmäler oder Denkmäler immer auch die Funktion gehabt, dass jemand, der daran vorbei geht, einen Moment lang innehält und nachdenkt, warum denn ein solches Ehrenmal eben da ist, wo es ist. Es soll gewissermaßen ein Stein des Anstoßes zum Nachdenken sein. Gewiss gibt es manche in unserer Zeit, die mit solchen Denkmälern und Ehrenmälern nichts im Sinne haben. Aber ich glaube nach wie vor, dass es eine gute Sache ist, solche Ehrenmäler zu pflegen und – wo es nötig ist – auch neu zu errichten.
Dieses Denkmal, dieses Ehrenmal nun, ist hier entstanden, wo ds THW seinen Sitz hat. Und ich denke, jeder, der nun dieses Haus betritt, wird sich fragen, was das soll, und insofern ist das Nachdenken erreicht. Ehrenmäler erinnern letztendlich immer wieder daran, dass es Opfer gegeben hat.
Auch dieses erinnert an Opfer. Es sind damals junge Menschen gewesen, die bei ihrer Arbeit für die Gemeinschaft ihr Leben verloren haben. Das ist nicht der Alltag. Und selten ist eine Situation da, wo großes, zu feierndes Heldentum im Spiele ist, in dem Sinne, dass alle Zeitgenossen und alle Zeiten davon Kenntnis nehmen. Aber – auch der Alltag, jeder Tag verlangt irgendwo seine Opfer. Und diese Opfer werden nach wie vor von Menschen gebracht, die auch im THW tätig sind. Es sind Opfer an Zeit, die sie zu bringen haben in einer Zeit, wo das viel bedeutet, Zeit zu opfern. Und ich meine, wir sollten allen jungen Menschen danken – nicht nur den jungen -, die dieses Opfer aufbringen. Sie arbeiten für eine gute Sache. Letztendlich kann immer der Moment eintreten, wo diese Arbeit gefährlich ist und wo diese Arbeit auch Gesundheit und womöglich Leben verlangt. Diese Bereitschaft ist da und ich danke all‘ denen, die nach wie vor für uns alle diese Bereitschaft aufbringen.
Daran – meine ich – soll ein solches Ehrenmal erinnern. Und deshalb sage ich, es ist gut, dass wir es haben.
Die Ansprache von Peter Merck, THW-Bundessprecher:
Sehr verehrter Herr Bürgermeister!
Sehr verehrter Herr Präsident!
Meine Damen und Herren!
Liebe Helferinnen und Helfer!
Die besondere Lage Berlins bringt es mit sich, dass sich hier nur ein verhältnismäßig kleiner Kreis von THW-Helfern hat einfinden können.
Mir als Bundessprecher des THW fällt die Aufgabe zu, Ihnen die Grüße von mehr als 60.000 Helfern aus den über 600 Ortsverbänden in elf Landesverbänden zu übermitteln und die Verbundenheit mit Ihnen in Berlin zum Ausdruck zu bringen. Ich freue mich, dass nach langen Jahren das Hin und Her und nach Überwindung vieler Schwierigkeiten jetzt eine Lösung der Denkmalfrage gefunden worden ist, die wir alle begrüßen.
Das THW ist mit 35 Jahren zwar eine noch recht junge Organisation, aber es hat eine schon als geschichtlich zu bezeichnende Basis, die durch dieses Ehrenmal für jedermann erkennbar wird.
Die Figur des Helfenden steht nicht mehr nur für die 1922 tödlich verunglückten
Adolf Eckhard, Erhard Richter und Herbert Stenzel,
sie steht nun für viele von Namen und von der zeit her nicht bekannte Technische Nothelfer und THW-Helfer, die im Dienste der humanitären Hilfe ihr Leben gaben.
Das Ehrenmal wird darüber hinaus ein Symbol der Hilfe für unsere Mitmenschen und der Opferbereitschaft für uns alle sein.
Ich danke Ihnen!
Auf einer“ Legende“, die seitlich am neuen Ehrenmal angebracht ist, wird seither auf die Historie dieser Gedenkstätte hingewiesen.